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Post Traumatic Prelistening // Review

8. Juni 2018

Vor ein paar Tagen hatten 10 Fans in Hamburg dank dem LP Underground die Möglichkeit „Post Traumatic“ bereits 1,5 Wochen vor Release zu hören.
Angereist wurde aus ganz Deutschland, dabei waren Fans aus Stuttgart, Berlin, Köln, Leipzig aber auch Hamburg!

Begrüßt wurden wir vom freundlichen Roman, außerdem dabei Kameramann Tobias. Nach einer kurzen Begrüßung ging es auch schon los und wir durften das Album von vorn bis hinten durchhören. Mehr zum Album im Anschluss. Anschließend sprachen wir in der Gruppe über das Album, welche Songs uns am besten gefielen, was wir während des Hörens fühlten und welche unsere Lieblingstracks des Albums sind. Kameramann Tobias zog sich unterdessen vier von uns aus der Gruppe für eine kurze Fragesession vor der Kamera. Sichtlich begeistert gab es zum Abschluss noch ein kleines Gewinnspiel und ein Poster für jeden Teilnehmer. Roman verabschiedete uns und während die Gruppe sich noch vor dem Gebäude angeregt über das Album und die Abendpläne unterhielt, löste sie sich auch nach und nach auf, schließlich mussten auch alle zeitnah wieder nach Hause.

Im Anschluss an das jetzt folgende Review findet ihr noch eine kleine Galerie von der Listening-Session.

REVIEW

1. Place To Start 2:14

„Place To Start“ ist zusammen mit dem Rest der „Post Traumatic EP“ der erste Song, der vom Album veröffentlicht wurde, was bereits im Januar geschah. Der Song hat einen traurigen Vibe. Man kann die innere Zerissenheit aus Mike heraushören und sich gut in ihn Hineinversetzen, wenn er erzählt, wie lange er gebraucht hat um überhaupt einen Startpunkt zu finden, da er einfach nicht wusste, wo er anfangen sollte. Konnotiert wird der Song mit Kommentaren von Freunden, die Mike in Zeiten der Trauer auf den Anrufbeantworter sprachen um ihm Beizustehen, darunter u.a. Dave „Phoenix“ Farrell und Mark Fiore.

2. Over Again 3:50

Mit Abstand der traurigste und nahegehendste Song des Albums, zeigt „Over Again“ welcher Kampf im Kopf von Mike in der Zeit nach Chesters Tod stattfand. Da der Songs um die Zeit der Tribute Show für Chester im Oktober entstand, spiegelt er auch den Umgang mit dem Druck auf Mike und ist ein Abbild seiner Gefühle zu der Zeit. Schließlich schlägt die Welle der Gefühle immer wieder über einem zusammen, sodass man „immer und immer wieder“ aufs neue Abschied nimmt. Kein einfaches Los, was Mike gezogen hat.

3. Watching As I Fall 3:32

„Watching As I Fall“ gibt uns einen Einblick, wie Mike Shinoda sich oft in gut gemeinten Gesprächen fühlte. Wenn er meinte, ihm ginge es okay, wurde ihm das Gegenteil vermittelt, wurde ihm gesagt wie er aussieht konnten sie ihm jedoch nicht in die Augen schauen. Sein Kampf mit der Trauer, während andere von außen zusahen, wird also deutlich. Schlussendlich zeigt er aber auch, dass er zwar von anderen beim Fall beobachtet wird, der Fall muss aber kein Absturz sein, sondern kann auch ein Weg in die Zukunft sein, den kein anderer gehen kann. So spielt nunmal das Leben und man kann nichts niemanden dafür verantwortlich machen und alles, was wir tun wollen, müssen wir in der Zeit tun, die uns gegeben ist.

4. Nothing Makes Sense Anymore 3:34

Der Song beginnt gedämpft. Sowohl Musik, als auch Gesang klingen wie von einem schwer durchdringlichen Nebel umhüllt. Je weiter das Lied voran schreitet, desto klarer wird alles, es wird aber auch deutlicher, was die Aussage sein soll. Das Leben geht weiter, wenn sich aber alles verändert, ist auf einmal alles auf Links gedreht. „Oben ist unten“, „links ist rechts“ und „schwarz ist weiß“, alles was vorher Sinn ergeben hat, ist auf einmal sinnlos. Das Leben ist aus den Fugen geraten und macht ganz schön beängstigend. Das macht Mike uns mit diesem düsteren Song deutlich.

5. About You (feat. blackbear) 3:26

Machen wir es kurz: Mike wurde während des Songwritings mit einem großen Problem konfrontiert, selbst wenn er sich nicht auf Chester beziehen wollte, selbst wenn er einen Song schreiben wollte, der nichts mit Chester zu tun hat, so kam er doch immer wieder zu der Thematik zurück, als wäre er in einem Strudel gefangen. Und selbst wenn die Songs eigentlich nichts mit Chester zu tun hatten, so kam es einem doch unterschwellig so vor. Mit dem Track bricht Mike aber zum ersten Mal auf dem Album mit seiner gängigen Formel und versucht etwas anderes, mit dem Trap-Beat sowie dem Feature mit blackbear in der Bridge, dessen Einfluss hier deutlich spürbar ist.

6. Brooding [Instrumental] 2:32

Das Instrumentale Stück, ist der erste Song auf dem Album, den wir bisher noch nicht kannten. Es zeigt, dass ein Song auch ohne Lyrics funktionieren kann. Während er noch ruhig mit einem Piano und einigen Gitarrenakkorden beginnt, bricht er mittendrin in einen doch drängenden Beat, der den Zuhörer durchaus überrascht. Schließlich verbinden sich Beginn und der neue Beat zu einem besonderen Klangerlebnis. Verbindungen zum Sound von „A Thousands Sun“ oder auch Songs wie „Drawbar“ sind schnell gezogen und so schafft es der Track die ein oder andere Emotion aus dem Zuhörer herauszukitzeln.

7. Promises I Can’t Keep 3:23

Im meiner Meinung nach der stärkste Song des Albums, singt Mike von seinen Unsicherheiten. Es geht um Kontrollverlust, Angst vor dem Ungewissen und, wie der Titel bereits andeutet: Versprechen, die nicht eingehalten werden können. Hauptsächlich bezogen auf die ungewisse Zukunft von ihm und den anderen Bandmitgliedern, kann der Song aber auch auf seine privaten Versprechen bezogen werden, schließlich kann Angst vor dem Ungewissen schnell dafür sorgen, dass Versprechen nicht eingehalten werden können. Er reflektiert seine Realität, die Vergangenheit und die Zeit, die er durchgemacht hat.
Musikalisch hat sich Mike auch hier wieder aus seinem bekannten Repertoire bedient und man kann z.B. Anleihen aus A Thousand Suns heraushören, dennoch ist der Track definitiv eigenständig.

8. Crossing A Line 4:03

Der bereits bekannte Track zieht musikalisch einen Schlussstrich zum traurigen, melancholischen und teils depressiven Abschnitt des Albums. Man merkt sofort, dass der Sound ein anderer ist, statt einer traurigen Einleitung klingt die Melodie freudig, ja sogar optimistisch. Auch der Text zeigt sich positiv und hoffnungsvoll. Es geht zwar um die Angst sich von seinen übrigen Bandmitgliedern und Freunden zu entfremden, welche denken könnten, dass ihm ihre zusammen aufgebaute Karriere egal sein könnte, dass ist ihm aber bewusst und er ist sich sicher, dass er und die Band einen Weg finden werden, aber erstmal muss er seinen Solo weg gehen um überhaupt vorwärts gehen zu können.
Crossing A Line ist einfacher im Aufbau als die anderen bisher veröffentlichten Songs und somit zugänglicher, ist aber im Gesamtpaket immer noch ein wichtiger Baustein des Albums, da er den Stimmungsschwung einleitet.

9. Hold It Together 3:25

Hold It Together steht mich sich selbst im Widerspruch. Während der Beat einen fröhlichen Song vermittelt, behandelt der Text den Umgang mit Trauer und Verlust. So kann man gut nachvollziehen, wie es Trauernden auch lange nach einem Vorfall noch geht: nach außen sieht man eigentlich ganz in Ordnung aus, während man innendrin mit sich kämpft und einfach nur versucht alles zusammen zu halten. Man kann also durchaus davon sprechen, dass der Song die tagtägliche Verarbeitung und den Umgang mit Verlust und Zerrüttung zeigt.

10. Ghosts 2:55

Frisch veröffentlicht zeigt auch der Song die Zerissenheit von Mike. Geht er doch seinem Tagesgeschäft nach, wird er nachts von den Geistern der Vergangenheit heimgesucht, die ihn nicht schlafen lassen. Er weiß auch, dass es nie wieder wie früher wird, aber die Erinnerungen bleiben und halten ihn wach, auch wenn er es sich nicht erklären kann.
Getrieben von einem Hip Hop Beat mit Pianounterstützung will die negative Stimmung hier aber nicht wirklich durchkommen und der Refrain bleibt einem einfach im Ohr hängen.

11. Make It Up As I Go (feat. K.Flay) 3:30

Beginnend mit dem Feature-Gast K.Flay, der direkt mit dem Chorus anfängt, bricht Make It Up As I Go mit klassischen Songstrukturen. Während der Gesang von K.Flay dem Song einen Hauch von Alt-J oder CHVRCHES verleiht, bricht Mikes Rap und dem dazugehörigen Beat mit der leichtfüßigen Melodie. Wieder geht es um falsche Entscheidungen, Unsicherheiten und extremen Gefühlen und Haltungen seitens Mike.
Gerade der Kontrast aus Gesang und der Stimme von K.Flay gegenüber dem Rap von Mike machen diesen Track zu etwas besonderem.

12. Lift Off (feat. Chino Moreno, Machine Gun Kelly 4:00

Allein schon von den Featuregästen herausstechend ist Lift Off mit Chino Moreno und Machine Gun Kelly etwas besonderes. Melodisch eindeutig an einige Elemente der Deftones angelehnt ist der Song definitiv mit Chino als Sänger im Kopf von Mike entstanden. Als Gegenstück dazu stehen die fast Battle-Rap artigen Parts von Mike und dem harten Rap von MGK, welche zeigen, dass Mike auf seinem Weg zur Besserung aus dem tiefen Loch der Trauer auch seine Lust am Leben wieder gefunden hat. Er ist bereit abzuheben nachdem er jetzt eine gewisse Zeit sehr gefangen und verankert war.

13. I.O.U 2:43

Erinnert ihr euch an all die Hater oder auch Fans, die einiges von Mike verlangten, ja sogar erwartet haben? I.O.U. ist ein Front an all jene, die denken Mike sei ihnen etwas schuldig und das macht er ihnen auf aggressive Art und Weise deutlich. Auf jedenfall ist Mike zurück in alter Rap Form und das kann ihm niemand nehmen. Um den Track tiefer analysieren zu können muss man ihn jedoch häufiger hören.

14. Running From My Shadow (feat. grandson) 3:25

Auch Running From My Shadow ist schon eine geraume Zeit im Umlauf, ist aber der Song des Albums, der wohl am ehesten auch auf einem Linkin Park hätte landen können, behandelt er doch u.a. Herausforderungen die immer noch vor Mike liegen, auch mit Linkin Park. Schließlich gibt es immer wieder Dinge die ihn auf den Boden der Tatsachen zurück bringen müssen, während er vor seinem eigenen Schatten wegrennt. Mikes Rap und grandons Gesang gehen aber eine sehr passende Symbiose mit den Gitarren und Synths des Beats ein.

15. World’s On Fire 3:16

Wohl einer der emotionalsten Songs auf dem Album. Aber im positiven Sinne. Schließlich kann man am Ende des Songs nur mit einem Lächeln da sitzen und den Song an sich bewundern. Mit Textstellen wie „when the world’s on fire, all I need is you“ wird auch deutlich, in welche Richtung der Song geht, er ist eine waschechte Liebeserklärung, zwar ist der Text mehrdeutig zu verstehen, die Möglichkeit, dass es sich hier um einen Liebeslied für Anna, Mikes Frau, handelt ist jedoch am wahrscheinlichsten.

16. Can’t Hear You Now 3:28

Ein weiterer Wechsel im Tonus und definitiv ein positiver Abschluss des Albums, welcher zeigt, dass es weiter geht, selbst wenn traumatische Erlebnisse einen von den Füßen reißen. Auch aus solchen Geschichten kann man gestärkt hervorgehen und brauch sich auch nicht mehr runterziehen lassen. Wie der Text sagt, kann es auch Menschen geben, die einen versuchen wieder herunterzuziehen, inzwischen hat man für sich aber so viel Abstand geschaffen und eine so dicke Haut aufgebaut, dass man das nicht einfach mit sich machen lässt. Es kann halt auch in Ordnung sein sich gut zu fühlen, selbst wenn man vor kurzem noch in Trauer versunken ist. Ein wahrer Hoffnungsspender, nach einem sehr gefühlslastigen Album. Der Beat passt zu I.O.U. und erinnert ein wenig an raplastigeren Songs von LIVING THINGS, während Mike auf ihm flowt.

Fazit

Das Album hat wenige Schwächen, oder zumindest wenig bemerkbare Schwächen. Von vorn bis hinten folgen die Songs und die Thematik einem roten Faden und es wird deutlich, dass die Songs, auch wenn sie allein stehen würden, als Teil des Albums erkennbar sind.
Im Allgemeinen kann man an den Songs die Phasen der Trauer von Mike ablesen, es ist alles dabei von Traurigkeit, Verzweiflung, Wut, Verständnis aber auch Zuversicht. Findet man sich bei „Place To Start“ und „Over Again“ noch in einem Strudel von Hilflosigkeit, hört man zum Ende des Albums die Freude zurückkehren, findet die Hoffnung in seinem Gegenüber und merkt, wie die Zukunftsangst schwindet, bis man sogar Freude empfindet.
Wir können nachverfolgen, inwiefern Mike den Tod Chester Benningtons musikalisch verarbeitet hat, wobei uns keine klischeebehafteten Songs in die Ohren gehen. Bei der Menge an Songs und einer Spielzeit von fast einer Stunde hätte der Eindruck entstehen können, dass der ein oder andere Song überflüssig sein könnte oder eine geringere Wirkung auf den Zuhörer zeigen könnte. Stattdessen ist das Album selbst mit sieben, bzw. zum jetzigen Zeitpunkt sogar acht, vorab veröffentlichten Songs noch lange nicht zu Ende erzählt und nimmt den geneigten Fan, aber auch unbedarfte Hörer mit auf eine emotionale Reise, die fesselt. It is ok to feel ok.

Wir dürfen auf die Liveumsetzung der Songs gespannt sein und ich bin vor allem auf eure Reaktionen zum Album gespannt!

Post Traumatic erscheint in einer Woche, am 15. Juni 2018. Alle Möglichkeiten zur Vorbestellung findet ihr auf http://mikeshinoda.com/
Alle Infos zur Tour findet ihr unter http://www.mikeshinoda.com/tour

Ghosts ist seit heute auf Spotify verfügbar!
https://open.spotify.com/track/4IvrkoR37dDGk2aCqbhywm?si=XFN06PPrSmqioNQuQ_j35g

Hier noch die versprochene Galerie vom Prelistening Event bei Warner Music Germany in Hamburg.

Danke an Mike Shinoda, den LP Underground und Warner Music Germany für die Möglichkeit.