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Warner Music Interview Series – Transkript

9. Mai 2014
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In den letzten Tagen wurde auf LinkinPark.de eine exklusive Interview Serie veröffentlicht. Die Videos dazu könnt ihr euch hier anschauen, unten gibt es außerdem die Mitschrift des gesamten Interviews

-Generic Interview März 2014-

 

Mike Shinoda & Brad Delson

 

Wann wurde das neue Material komponiert?

 

Mike Shinoda: Ich nehme ständig Demos auf. Noch bevor wir unser letztes Album „Living Things“ beendet hatten, habe ich schon mit Demos angefangen, von denen ich annahm, sie wären die Grundlage zum nächsten Album. Ich habe eine Menge bei mir zu Hause und auch auf Tour aufgenommen. Ein paar neue Demo-Tracks spielte ich den Jungs und auch Rick Rubin vor – alle fanden sie ganz gut. Ricks Kommentar war, dass das Material poppiger klang, als er erwartet hätte. Obwohl er es positiv gemeint hatte, hat es mich doch trotzdem irgendwie genervt. Ich hörte mir das Material an und dachte nur: Fuck, das ist absolut nicht das, was ich eigentlich im Sinn hatte und hinter dem ich stehe! Das kann unmöglich die Basis unseres nächsten Albums sein. Mir wurde klar, dass das Zeug musikalisch in eine völlig falsche Richtung ging. Ich mochte es einfach nicht. Also habe ich eine ganze Menge wieder weggeworfen und noch mal von vorne angefangen. Statt poppiger Elemente herrscht auf dem neuen Album ein spröder Punkrock-Spirit. Alles ist sehr gitarrenorientiert, sehr
laut und aggressiv!

 

Brad Delson: Das Schöne an dieser Band ist, dass man als Musiker die Möglichkeit hat, seinen Standpunkt zu vertreten; mag er auch noch so eigen sein. Außerdem fordern wir auch unsere Hörer immer wieder von Album zu Album heraus. Weder ich als Musiker möchte mich natürlich wiederholen, noch möchte ich es mit der Band tun. Mikes Plan war, gitarrenlastige, heavy Songs zu machen, aber eben auf eine unkonventionelle Art. Eine Art, die wir bisher noch nicht gemacht hatten und die man auch nirgendwo anders hört.

 

Schon auf der ersten Single „Guilty All The Same (feat. Rakim)“ stellt ihr offenbar die Weichen für den Rest des Albums.

 

Mike Shinoda: Der eine sieht bei dem Track Referenzen an Avenged Sevenfold, wieder andere schreiben mir Mails, in denen sie meinen, Parallelen zu Refused zu erkennen. Ich kann für uns sagen, dass unsere Inspirationen eher Bands wie die Letztgenannten sind. Der Kram, mit dem wir aufgewachsen sind, während wir die Highschool oder das College besuchten, vielleicht auch noch früher. Wir wurden von Platten beeinflusst, die viele Jahre vor unserem Debüt „Hybrid Theory“ erschienen. Die ersten Platten, die ich mir je anhörte, waren „The Shape Of Punk To Come“ von Refused und Platten von At The Drive-In. Es geht sogar zurück bis zu Minor Threat.

 

Brad Delson: Wir haben einen Weg gesucht, die Extrovertiertheit dieser Punkrock- und Hardcore-Ära irgendwie zu kanalisieren. Einen modernen Weg, der ganz eigen ist im Jahr 2014. Natürlich mit all unseren Sound-Trademarks. „Guilty All The Same“ klingt nicht ansatzweise wie „A Light That Never Comes“ mit Steve Aoki. Trotzdem gibt es viele Dinge, die wir während der Arbeit mit Steve gelernt haben.

 

Mike Shinoda: Andere Rockbands haben nicht die Möglichkeiten, die wir haben: Statt nur Gitarre, Bass und Drums haben wir glücklicherweise ein paar wirklich versierte Jungs in der Band, die sich gerne mit weniger traditionellen Musikstilen und Wegen beschäftigen. Das ist etwas, was sich auch in den Texten widerspiegelt. Wir sind mittlerweile alle erwachsen und werden innerhalb unserer Lyrics nicht darüber rumheulen, wie sehr wir Mami und Papi hassen und wie wütend wir auf die Leute in unserer Schule sind. Wir haben uns ganz klar darauf konzentriert, diese gewisse Aggression nicht nur in der Musik, sondern auch in den Texten zu reflektieren – auf eine sehr erwachsene und gereifte Art. Diese Aggression wurzelt in all den Dingen, die uns momentan wirklich nerven.

 

Also im wahrsten Sinne „zurück zu den Wurzeln“?

 

Mike Shinoda: Das könnte man so sagen, allerdings reichen die Wurzeln auf dem neuen Album noch viel weiter zurück. Zurück in eine Zeit, bevor die Leute überhaupt jemals von uns gehört haben! Wenn ich an meine Wurzeln denke, dann habe ich mein Elternhaus im Jahre 1996 vor dem geistigen Auge. Die Einflüsse von damals führten zu „Hybrid Theory“ – das neue Material wurde von Sachen beeinflusst, die noch viel weiter zurückgehen! Diesen Stil hat bisher noch niemand von Linkin Park gehört, da sich alles ganz langsam bis hierhin entwickelt hat. Wir gehen mit den neuen Songs zurück zu diesen rohen, ungehobelten Elementen von damals, aber mit dem technischen Wissen und den modernen Möglichkeiten von heute. Wir waren alle Teenager und hatten damals natürlich noch nicht das Know-How, das wir jetzt haben. Außerdem haben wir auch gar nicht über die Technik und über diese ganzen technischen Möglichkeiten wie heute verfügt. Wir wussten nicht mal, wie ein Studio von innen aussieht; geschweige denn, wie man Musik richtig aufnimmt.

 

Das von euch selbst produzierte Material entstand überwiegend in zwei verschiedenen Studios in Hollywood, Los Angeles.

 

Mike Shinoda: Richtig. Einerseits in einem Studio in North Hollywood und andererseits in den EastWest Studios, in denen alle großen Stars von Frank Sinatra und den Beach Boys bis hin zu Tool, Muse oder System Of A Down aufgenommen haben. Unsere vorherigen Alben haben wir schon größtenteils in diesem Studio eingespielt. Diesmal wollten wir etwas anderes. Wir wussten im Vorfeld, dass wir einen organischeren Sound haben wollten. Die Drums, die Vocals, handgespielte Percussions oder Sounds mit Raumklang sollten nicht im gleichen Raum wie der Rest aufgenommen werden, sondern in einem anderen mit einem Studio mit völlig unterschiedlichen Klangcharakteristiken. Also haben wir uns für zwei Studios entschieden. Ein Studio, in dem wir uns um die Pre-Production gekümmert, Songs und Vocalharmonien geschrieben haben, und ein Studio in dem wir tatsächlich aufgenommen haben.

 

Also gab es einen konkreten Masterplan vor Beginn der Aufnahmen?

 

Mike Shinoda: Ich hatte eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie sich die Songs anhören sollten. Im letzten Oktober oder November begann sich eine Linie heraus zu kristallisieren, der wir dann gefolgt sind.

 

Welche Gäste werden neben Rakim noch auf den Songs zu hören sein?

 

Mike Shinoda: Unsere Arbeit mit Rakim war wirklich ein Muss! Er ist momentan der Act der Stunde und wenn ich ehrlich bin, kann ich keine Band verstehen, die nicht mit ihm zusammen arbeitet! Was die anderen Special Guests betrifft: Voraussichtlich gibt es noch den einen oder anderen Gastmusiker, allerdings sind noch nicht alle Verträge in trockenen Tüchern, so dass ich noch nichts Konkretes verraten darf. Wir haben aber mit sehr kreativen Künstlern zusammen gearbeitet, soviel sei schon einmal gesagt.

 

Linkin Park gelten heute als die erfolgreichste und bestverkaufende Rockband weltweit. Worauf seid ihr nach unzähligen Gold- und Platinschallplatten für Millionen verkaufter Tonträger, massenweise MTV Awards, World Music Awards, zwei Grammys und ausverkauften Headlinertouren rund um den Globus mit Shows vor einem Millionenpublikum am meisten stolz?

 

Brad Delson: Definitiv auf den einmaligen und großartigen Zusammenhalt innerhalb der Band. Darauf, dass wir heute gemeinsam stärker und vielleicht erwachsener denn je sind. Es ist eine tolle Sache, nach so vielen Jahren immer noch zusammen Musik machen zu dürfen.

 

Anfang August geht ihr in den Staaten mit 30 Seconds To Mars und AFI auf Tour!

 

Brad Delson: Wir sind vor vielen Jahren schon zusammen mit 30 Seconds To Mars in Europa auf Tour gewesen, als sie ihr erstes Album rausbrachten! Wir sind schon ewig befreundet, genauso wie mit AFI. Mit der Musik von AFI sind wir damals aufgewachsen. Wir bewundern diese Bands – da es unsere Tour ist, konnten wir uns den Support aussuchen; sie waren beide natürlich unsere erste Wahl. Freuen uns extrem darauf, im Sommer mit ihnen unterwegs zu sein!

Quelle: Warnermedia, LinkinPark.de